Die zehn Lebensempfehlungen des Yoga.

Geschrieben am 09.04.2013
von Alexandra Eichenauer-Knoll

Alexander Kobs, Heilpraktiker und BDY-Yogalehrer, hat bereits ein Buch im Windpferd-Verlag über sein Spezialgebiet der Yoga-Darmreinigung veröffentlicht  (www.yogareinigung.de). In seinem neuesten Werk setzt er sich mit den ethischen Grundregeln der Yamas und Niyamas auseinander. Das nötige Rüstzeug, um so fundiert und tief über die philosophischen Grundlagen des Yoga schreiben zu können, hat er sich wohl in seiner jahrelangen Studienzeit am Himalaya Institut für Yoga und Wissenschaft erarbeitet. Sein Stil ist dabei flüssig und pointiert, angereichert mit aktuellen Bezügen zu Wirtschaft und Politik ebenso wie mit eigenen Erfahrungen, die ehrlich und niemals seicht wirken.

So ist das Buch für mich eine ideale Empfehlung für Yogaschüler/innen, die einen Einstieg in die Yogaphilosophie suchen. Und es eignet sich auch wunderbar als Begleitung durch einen Semesterkurs.

Unter den 5 Yamas nimmt Ahimsa eine Hauptstellung ein, dem entsprechend ist dieser Qualität auch im Schnitt dreimal so viel Text gewidmet wie den anderen vier Facetten des ethischen Umgangs mit den Mitmenschen. Ausführlich werden hier die politische Dimension, Risiken wie auch Potenziale dieser Tugend ausgelotet. Es ist diese auffällige Differenziertheit und dieses selbstkritische und doch stets wohlwollende Hinterfragen, das mir das Buch so sympathisch macht. Und so finde ich mühelos einige blinde Flecken, um mich selbst bei der Nase zu nehmen: Ist die häufige Selbstüberforderung nicht auch eine Form von Gewalt – eben an mir selbst? Und dann im Kapitel zu Satya: Bin ich immer ehrlich, wenn ich über die Regelmäßigkeit meiner Übungspraxis Auskunft gebe? Und später bei den Niyamas: Wäre es nicht im Sinne von Saucha etwas mehr Ordnung in meine Wohnung zu bringen und weniger süßes Junkfood zu essen?

Können die Yamas je nach anstehendem Lebensthema geübt werden, so empfiehlt es sich bei den Niyamas schrittweise zu üben. Beginnend bei der Reinigung (Saucha), über die Zufriedenheit (Santosha), die Ruhe und Dankbarkeit aufkommen lässt und eine wichtige Basis ist, um Feuer und Tat-Kraft zu schüren (Tapas). „Energie braucht Lenkung, da sie sonst in Überanstrengung und Orientierungslosigkeit verpufft“, schreibt der Autor. Die richtigen Ziele zu finden, darum geht es dann im vierten Schritt, dem Selbststudium (Svadhyaya). Erkennt man in dieser Phase seine Bestimmung, ist man für die letzte Stufe bereit – für die Hingabe zum Göttlichen.

Interessant finde ich, dass Alexander Kobs das Kapitel über Ishvara Pranidhana zum größten Teil dem Karma Yoga widmet, das er auch als Meditation in Bewegung bezeichnet. Gemeint ist dabei absichtsloses Handeln in größtmöglicher Aufmerksamkeit und in voller Verantwortung für die Ergebnisse des eigenen Tuns. Es ist nach der Lektüre der anderen Kapitel nur logisch, dass der Autor auch hier den Alltag als unser wichtigstes Übungsfeld begreift. Denn wo und wie, wenn nicht im Alltag, können wir die Welt verbessern? Leicht macht es uns der Autor dabei nicht, denn diese Haltung hinterfragt gängige Konsum- und Leistungsmuster. Und ist gerade darum auch eine solide Diskussionsgrundlage für den Yogaunterricht.

Die zehn Lebensempfehlungen des Yoga. Bewusst leben mit den Yamas und Nijamas, von Alexander Kobs, Windpferd-Verlag, 2012, ISBN 978-3-86410-027-7

Rezensiert von Alexandra Eichenauer-Knoll, Yoga-Info Nr. 2/2103

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